Mitgliederzahlen von CSCs steigen rapide

Im April kündigte Gesundheitsminister Lauterbach die wichtigsten Punkte zur Legalisierung von Cannabis an. Seitdem ist die Zahl der Mitglieder von Cannabis Social Clubs (CSC) sprunghaft angestiegen.

„Bei uns sind die Mitgliederzahlen explodiert. Am ersten Tag nach der Veröffentlichung des Eckpunktepapiers hatten wir 70 Anfragen von neuen Mitgliedern“, erzählt Julen Merino. Er ist Vorsitzender des Cannabis Social Club in Stuttgart. Im Ausland, zum Beispiel in Spanien und Uruguay, gibt es schon längst CSCs, die Cannabis anbauen. In Deutschland ist es noch nicht legal. Deshalb hat der Club in Stuttgart bisher Demonstrationen organisiert und sich für die Legalisierung von Cannabis eingesetzt.

Bis April hatte der Club noch rund 50 Mitglieder. Daran hat sich viel geändert, seit die Clubs zum Dreh- und Angelpunkt der Legalisierung von Cannabis gemacht worden sind. Jeden Tag gibt es neue Anträge auf Mitgliedschaft. „Die meisten“, so Merino, „kommen aus der Region Stuttgart, aber teilweise auch Leute aus Bayern oder Leipzig. Und auch bei den Altersgruppen ist alles dabei.“

Das Interesse an den Cannabis Social Clubs ist nicht von ungefähr so groß. Nach den Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sollen die Clubs künftig legal Cannabis anbauen und an ihre Mitglieder abgeben dürfen. So viele Clubs gibt es in Deutschland aktuell aber noch nicht. Daher besteht ein großer Druck, sich schon vor der Legalisierung einen Platz zu sichern.

Die Nachfrage ist groß, aber können die Cannabis Social Clubs sie befriedigen? Merino hat da so seine Zweifel: „Die flächendeckende Versorgung durch CSCs wird nicht klappen. Die Mitgliederzahlen sind auf 500 beschränkt und die Vorgaben für neue Clubs sind einfach zu streng.“

Die Bekämpfung des Schwarzmarktes und der Schutz der Gesundheit gehören zu den wichtigsten Argumenten für eine Legalisierung. Denn, wie Franziska Maubach von der Juristischen Fakultät der Universität Tübingen hinweist, die angebotenen Produkte haben sich in den vergangenen Jahren massiv verändert: „Gerade gestrecktes und stark verunreinigtes Cannabis – darin können zum Beispiel Glassplitter, Haarspray und Kräuter enthalten sein – ist für den Konsumenten einfach gefährlich.“

Darüber hinaus hat die Potenz von Schwarzmarkt-Cannabis in den letzten Jahren erheblich zugenommen, was immense Risiken für die Gesundheit der Konsumenten mit sich bringt. Cannabis Social Clubs sind definitiv eine gute Lösung, um den gefährlichen Schwarzmarkt einzudämmen, sagt Maubach. Allerdings sollte der Preis für legales Cannabis nicht höher sein. Sie fordert daher, dass der Staat in Zukunft auch Fachgeschäfte, die Cannabis vertreiben, regulieren sollte. Andernfalls wird es schwierig sein, die Marktnachfrage durch ein legales Angebot zu decken. Auch Julen Merino vom Cannabis Social Club Stuttgart wünscht sich staatlich regulierte Verkaufsläden und eine umfassende Legalisierung: „Das Gras auf der Straße ist verunreinigt und das Geld geht in den Schwarzmarkt. Das kann doch nicht die Lösung sein!“

In Lauterbachs Eckpunktepapier sind die Fachgeschäfte jedoch nur als Pilotprojekt unter wissenschaftlicher Begleitung vorgesehen. Ein normaler Vertrieb über Fachgeschäfte stünde im Widerspruch zu internationalem und EU-Recht.

Der Stuttgarter Cannabis Social Club plant daher zunächst nur den Eigenanbau für seine Mitglieder. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und der Polizei wird derzeit nach geeigneten Standorten gesucht. Denn Anbau und Vertrieb dürfen nicht in der Nähe von Schulen, Kindergärten und Spielplätzen stattfinden.